Wolfgang T. Müller

„Ich hab‘ Rücken…“

„Ich hab‘ Rücken“…

Vielleicht kennen Sie noch Horst Schlämmer, selbsternannter stellvertretender Chefredakteur aus Grevenbroich und grandiose Kunstfigur des Komikers Hape Kerkeling.
Dieser drückt seine ihn plagenden Schmerzen auf eine besonders einprägsame, rheinländische Art und Weise aus: „Ich hab‘ Rücken!“.
Er steht mit diesem Problem nicht alleine da.

45 Prozent aller Deutschen leiden mittlerweile an chronischen Rückenschmerzen.

Abgesehen von somatischen Ursachen wie Wirbelsäulenverkrümmung, Wassermangel, Fehlhaltungen, ja sogar Federkernmatratzen werden die Ursachen von Rückenschmerzen heutzutage vielfach auch anders gedeutet: Jemand habe schwer zu tragen oder könne bestimmte Dinge nicht mehr ertragen. In jedem Falle, weil wohl immer passend: Dieser Mensch hat sich krumm geschuftet.  Ist das wirklich so?

„Es sind die verdrängten Gefühlen, die sich oft in starken Rückenschmerzen ausdrücken.“ sagt vielleicht der Psychotherapeut. Doch wer einem der heutigen modernen Berufe nachgeht, die stundenlanges Sitzen vor dem Computer abverlangen oder zu langes Stehen, der weiß, dass oft die Rückenschmerzen durch Verspannungen und Verkrampfungen entstehen können. Es wird dann vom Hausarzt oft die klassische Massage-Behandlung verschrieben.

In spirituellen und alternativheilenden Kreisen geht man oft andere Wege, indem man zunächst herauszufinden versucht, was man sich alles aufgeladen hat und warum. „Wer zu viel auf seine Schultern geladen habe und sich dieses Zuviel nicht bewusst mache“, so z.B. Thomas Schäfer in seinem Buch „Was die Seele krank macht und was sie heilt“, „der spüre diesen Druck im Körper als Rücken- oder Bandscheibenschmerz.“
Bert Hellinger (Vater aller Familienaufstellungen) teilt diese Sichtweise nicht. Seiner Erfahrung nach können sich Rückenschmerzen nur bessern, wenn man sich vorstellt, dass man sich vor einer bestimmten Person verneigt und vergibt.
Heilung kann dann eintreten, wenn Vergangenes gehen konnte bzw. sinnvoll in die Gesamtpersönlichkeit integriert wurde.
Dieser Schritt wird erst durch Vergebung vollständig möglich. Vergebung uns selbst und anderen gegenüber bedeutet loslassen von Traumata und den damit zusammenhängenden Geisteshaltungen, die unser Glück, unsere Gesundheit und unseren Erfolg in der Gegenwart blockieren.
Doch wie vergeben, besonders wenn die Verletzung weit zurückliegt, vielleicht sogar in vergangenen Leben oder in der Familienhistorie?
Oft ist diese Person der Vater oder die Mutter, denen man durch die Verbeugung signalisiert: „Ich gebe dir die Ehre“. Laut Hellinger lassen sich so Rückenschmerzen einfach heilen, wenn man herausfindet (z.B. durch Familienaufstellung oder Rückführungen), vor wem man sich tief verbeugen sollte.
Halten wir jedoch Wut und Trauer, Angst und Frust, die Last übermäßiger Verantwortung und Minderwertigkeitsgefühle in unserem Körper gefangen, so führt dies zu Verspannungen in den Muskelgruppen, die symbolisch für bestimmte Themen zuständig sind.

Muss ich mich wirklich vor jemanden erst verbeugen, ihm die Ehre geben, um meine Rückenschmerzen loszuwerden? Was ist mit den Kids der neuen Generation, die zumeist früh schon extreme Haltungsschäden zeigen durch eine neue evolutionäre Gangart, die immer mehr im Kommen zu sein scheint? Die Smartphone-Haltung rückentwickelt den Menschen offensichtlich in seiner Entwicklung in eine Zeit, als wir wohl anfingen, nur auf zwei Beinen gehen zu lernen, damit wir die Hände frei halten für andere Dinge. Jetzt halten die Hände in zumeist nur noch das iPad oder das Galaxy-Note-Book.

Die Daumen haben sich mittlerweile zu hochsensiblen und schnellen Tastwerkzeugen weiter entwickelt, um die vielen SMSen schnell schreiben und absenden zu können. Der Rücken scheint jedoch immer weniger  in unserer evolutionären Entwicklung eine Rolle zu spielen und auch in Anspruch genommen zu werden. Er ist halt irgendwie noch da, um das Knochengerüst zusammen zu halten. Mehr nicht.

Wenn man heute beobachtet, wie lustlos, kraftlos und deformiert Menschen in der Öffentlichkeit und in den Cafe’s herumsitzen, nicht mehr mitbekommen, was sie trinken, essen oder wer ihnen gegenüber sitzt, sondern nur noch Aufmerksamkeit für einen vielleicht 15 x 8 cm großen Bildschirm vor ihrer Nase haben, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie über „Rücken“ klagen.

Das Rückgrat ist weich geworden. Die Smartphone-Generation verliert zunehmend den Kontakt zu ihrer unmittelbaren Umwelt und verliert sich immer mehr in ihrer parallelen Wirklichkeit.

Was ist also zu tun, um den Rücken wieder stabil zu machen?

Vielleicht dieser Weg: Zunächst einmal Selbsterkenntnis über den Istzustand und den aktuellen Symptomen. Dann Ursachen-Forschung und Findung mittels verschiedener spiritueller Lebensberatungstechniken. Dann Transformation auf Quantenebene z.B. durch die Quantenheilung und danach vor allem sanftes Umtrainieren des Unbewußten weg von den damit einhergegangenen negativen hin zu besseren Glaubenssätzen.

Und vielleicht erkennt dann auch „Horst Schlämmer“ mit seinen Rückenproblemen, dass die Welt um einen herum doch spannend genug ist, um daran aktiv teilzunehmen, statt sich in einer bewegungslosen, virtuellen Welt zu verlieren.

Wolfgang T. Müller